Du hast eine Frau kennengelernt, die mit 50plus noch lange nicht an das beschauliche Rentnerdasein denkt. Während du beruflich langsam runterfährst, hat sie immer wieder neue Projekte. Sie will sich selbstständig machen. Oder sie bewirbt sich auf offene Stellen in einem ihr noch unbekannten Bereich. Eventuell denkt sie auch an eine Weiterbildung oder ein Studium. Ihr Ziel: berufliche Träume verwirklichen. Woran das liegt und warum du deiner Partnerin den Rücken stärken solltest, erfährst du hier.
In einer Partnerschaft spielt die Unterstützung beim persönlichen Wachstum und der Veränderung eine entscheidende Rolle. Aktives Zuhören ist dabei die Grundlage. Doch auch Ermutigung und Motivation sind wichtige Aspekte, um ihr zu zeigen, dass du hinter ihr stehst.
Warum fangen Frauen über 50 an, sich beruflich zu verwirklichen?
Viele Frauen haben nach der Schule eine Ausbildung oder ein Studium absolviert, haben ihre Karriere aber der Familie zuliebe hintenan gestellt. Kindererziehung, die Versorgung Familie oder die Pflege von Eltern und Großeltern lassen wenig Raum für Selbstverwirklichung.
In der zweiten Lebenshälfte wendet sich das Blatt: Die Kinder sind aus dem Haus. Eltern und Großeltern befinden sich möglicherweise im Pflegeheim oder sind bereits verstorben. Auch die Ehe ist möglicherweise gescheitert. Das bedeutet: Die Frau hat endlich Zeit für sich. Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine Zeit des Wandels und Neuanfangs.
Möglicherweise geht deine neue Liebe ihre Lebensplanung selbstbestimmt und selbstbewusst an. Dazu kannst du gehören – schließlich habt ihr euch beim Online-Dating oder beim Ausgehen kennengelernt. Liebe gehört für sie also dazu.
Aber „nur“ eine Beziehung reicht vielen Damen in der zweiten Lebenshälfte nicht. Sie haben in der Vergangenheit zu viel mitgemacht. Sie wissen, dass Partnerschaften nicht unbedingt „für immer“ halten. Sonst wären sie nicht geschieden, getrennt und wieder auf der Suche. Unbezahlte Care-Arbeit haben sie bereits zu genüge verrichtet. Ihre Latte liegt also hoch.
Anders gesagt: Die wenigstens Frauen über 50 sind auf der Suche nach einem unselbstständigen Mann zum Bemuttern. Sie wünschen sich einen Mann, für den Selbstfürsorge und Gleichberechtigung keine Fremdwörter sind.
Wieso du deine Partnerin bei ihrem beruflichen Neustart unterstützen solltest
Gemeinsame Visionen zu entwickeln und zusammen an Zielen zu arbeiten, schafft eine starke Basis für eure Partnerschaft. Es ist wichtig, dass du ihr den Raum gibst, den sie zur Selbstverwirklichung braucht. Wir alle haben nur ein einziges Leben. Ihre Lebenszeit ist kostbar – genauso wie deine.
Im Alltag kannst du zeigen, dass du sie als gleichberechtigte Partnerin siehst:
- Erwarte nicht, dass sie deinen Haushalt schmeißt, kocht, putzt und wäscht. Falls du in deiner eigenen Wohnung oder in deinem Haus lebst, kümmere dich selbst darum. Freu dich, wenn sie dich mal mit einem leckeren Essen verwöhnt oder dir beim Aufräumen zur Hand geht. Nimm das aber keinesfalls als selbstverständlich hin.
- Solltet ihr euch eine Wohnung oder ein Haus teilen, achte darauf, deinen Teil an der Hausarbeit beizutragen. Sonst fühlt sie sich ausgenutzt. Das wirft einen Schatten über eure Beziehung und kann dazu führen, dass sie sich für ein freies Leben und gegen dich entscheidet. Sie braucht Zeit für sich und ihre Pläne.
- Nutze deine Netzwerke, um sie zu unterstützen. Vitamin B ist in der heutigen Zeit oft entscheidend, wenn es um Erfolg oder Misserfolg geht. Vielleicht kennst du jemanden, der jemanden kennt, der ihr genau die Plattform oder Hilfe geben kann, die sie braucht, um beruflich Fuß zu fassen beziehungsweise weiterzukommen.
Typische Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest
Deine Partnerin erwartet, dass du sie bei ihren Karriereplänen unterstützt. Das kann durch Ermutigungen, durch praktische Hilfe und dadurch geschehen, dass du ihr Raum gibst. Allerdings ist es wichtig, dass du in Gesprächen den richtigen Ton triffst. „Mansplaining“ – typisch männliche Besserwisserei – ist genauso wenig gefragt wie eine distanzierte Haltung.
Ein paar Beispiele:
- „Du schaffst das schon. Da will ich dir nicht reinreden, Schatz.“ Diese Aussage kommt bei ihr höchstwahrscheinlich nicht gut an. Sie wird annehmen, dass du dich nicht mit ihren Anliege auseinandersetzen möchtest. Wichtig: Du brauchst keine Lösung präsentieren. Höre einfach aktiv zu. Stell Rückfragen. Äußere deine Gedanken. Denk mit ihr mit, aber nicht für sie.
- „Du solltest das so und so machen…“ Vermeide es, überheblich und belehrend zu klingen. In ihrem Berufsfeld ist sie die Expertin. Falls ihr nicht gerade aus derselben Branche kommt, hast du von ihrer Arbeit vermutlich wenig Ahnung. Das ist auch völlig OK! Höre aktiv zu und zeige Interesse an ihren Ideen, anstatt sie zu belehren.
- „Warum hast du das nicht vor 20 Jahren umgesetzt?“ Mit einer solchen Aussage zeigst du mangelnde Empathie. Vermutlich gab es Gründe, warum sie ihre Pläne in der Vergangenheit nicht umsetzen konnte. Zeige lieber Verständnis für ihre Entscheidung, jetzt beruflich durchzustarten, und ermutige sie in diesem Prozess.
- „Ist das wirklich so wichtig?“ Damit stellst du nicht nur ihre Ziele infrage. Du teilst ihr mit, dass du ihre Pläne für unwichtig hältst. Das verletzt mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Selbstwertgefühl.
- „Warum tust du dir das an?“ / „Das wird sowieso nichts.“ Solche Aussage wirken verletzend und demotivierend. Damit verrätst du, dass du das niemals auf dich nehmen würdest und in ihrem Vorhaben keinen Sinn siehst. Aber es geht in diesem Fall nicht um dich, sondern um sie. Zeige Interesse und erkenne die Bedeutung ihrer Ambitionen an. – Sollte sie trotz aller Bemühungen scheitern, verkneife dir unbedingt Sprüche wie „Das habe ich doch gleich gesagt.“ Oder: „Ich habe gewusst, dass das sowieso nichts wird.“ Selbst, wenn dem so ist: Das Klugscheißern trägt nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlt. Als liebevoller Partner solltest du sie auffangen, nicht nachtreten.
Fazit
Insgesamt ist es von großer Bedeutung zu erkennen, dass deine Partnerin ein eigener Mensch mit eigenen Wünschen und Ambitionen ist. Ihr solltet euch gegenseitig respektieren, unterstützen und die Möglichkeit bieten, eure individuellen und gemeinsamen Ziele zu verfolgen. Eine erfüllte Partnerschaft entsteht, wenn ihr einander den Raum gebt, um eure Träume zu verwirklichen, ohne dass jemand seine Individualität aufgeben muss.
Erwarte nicht von ihr, dass sie wie ein Puzzleteil dein Leben vervollständigt – und ihrs dafür vollkommen aufgibt.
Unser Redaktionsteam ist ständig auf der Suche nach interessanten und aktuellen Themen, die Männer in der zweiten Lebenshälfte beschäftigen. Wir recherchieren, interviewen, schreiben und lassen gerne auch Gastautoren zu Wort kommen.