Fibromyalgie verstehen: Wie du deiner Partnerin helfen kannst

Fibromyalgie ist eine weitverbreitete, jedoch oft missverstandene und unterschätzte Erkrankung. Wir wollen dich dabei unterstützen, deiner Partnerin zur Seite zu stehen, wenn sie unter dieser chronischen Schmerzerkrankung leidet. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige rund um die Fibromyalgie.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie ist eine chronische und nicht heilbare Erkrankung, die zu Faser-Muskel-Schmerzen führt. Diese Schmerzen treten an den Stellen auf, an denen Muskeln auf Bindegewebe treffen oder an Muskelansätzen und Bändern. Zusätzlich erleben betroffene Personen häufig Schmerzen in den Gelenken, insbesondere in den Knie-, Fuß- und Arm-Gelenken.

Die Krankheit kann mit monatelangen Schmerzschüben einhergehen. Diese können akut auftreten und ebenso plötzlich schmerzfreien Episoden weichen. Faser-Muskel-Schmerzen, die in primäre und sekundäre Fibromyalgie unterteilt werden, entstehen in der Regel nicht durch Entzündungen, sondern durch ein überaktives Schmerzgedächtnis im Gehirn.

Wie erkenne ich Fibromyalgie?

Fibromyalgie beginnt meist schleichend mit unspezifischen Schmerzen in den Armen und Beinen. Häufige Begleitsymptome sind allgemeine Erschöpfung, Leistungsabfall und Konzentrationsprobleme, die auf die Schmerzen zurückzuführen sind. Die Erkrankung ist chronisch und bisher nicht heilbar. Nach etwa acht Jahren erreicht sie ihren Höhepunkt und bleibt dann in ihrer Intensität konstant.

Ist Fibromyalgie eine Frauenkrankheit?

Die Fibromyalgie betrifft häufiger Frauen als Männer. Aber die Krankheit kommt bei beiden Geschlechtern vor. Menschen, die an Fibromyalgie leiden, durchlaufen oft eine lange Phase der ärztlichen Untersuchungen, bevor die endgültige Diagnose gestellt wird.

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Es gibt in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen mit gesicherter Diagnose. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer, da der Östrogenspiegel bei der Entstehung des Schmerzgedächtnisses eine Rolle zu spielen scheint. Die Fibromyalgie tritt bei Frauen häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erstmals auf. Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit spätestens mit den Wechseljahren.

Ist Fibromyalgie dasselbe wie Rheuma?

Nein. Fibromyalgie wird zwar oft mit Rheuma verwechselt oder gleichgesetzt. Aber es handelt sich in der Tat um zwei sehr unterschiedliche Erkrankungen:

  • Rheumatische Erkrankungen gehen immer mit Entzündungen einher. Diese lassen sich durch Bluttests und bildgebende Verfahren nachweisen.
  • Bei der Fibromyalgie treten keine Entzündungen auf. Die Erkrankung ist nicht im Blut oder im CT oder MRT sichtbar.

Woher kommt Fibromyalgie?

Die Ursachen von Fibromyalgie sind nicht zweifelsfrei geklärt. Einige Wissenschaftler halten die Faser-Muskel-Schmerzen für psychosomatisch. Sie vermuten seelische Belastungen als Ursache. Das scheint naheliegend, da zahlreiche Fibromyalgie-Patientinnen zusätzlich an Depressionen und Ängsten leiden. Allerdings könnten Depressionen und Ängste ebenso eine Folge der Fibromyalgie sein. Chronische, intensive Schmerzen belasten. Was zuerst kommt, die Fibromyalgie oder die Depressionen, lässt sich noch nicht eindeutig sagen.

Weitere Ansätze zur Ursachenforschung:

  • Bei vielen Betroffenen wurde ein veränderter Serotoninspiegel festgestellt. Zu wenig Serotonin kann zur Entstehung von Depressionen beitragen. Außerdem sinkt die Schmerztoleranz.
  • Möglicherweise ist das zentrale Nervensystem nicht fähig, das Schmerzempfinden zu regulieren.
  • Auch hormonelle Schwankungen und genetische Veranlagungen werden als Ursache der Fibromyalgie diskutiert.
  • Neuere Studien zeigen, dass Fibromyalgie-Patientinnen einen niedrign Cortisol-Spiegel im Urin aufweisen. Die Nebennieren produzieren somit zu wenig Hydrocortison. Das ist ein körpereigenes entzündungshemmendes Hormon. Eventuell ist auch der Cortisol-Mangel eine Ursache der Fibromyalgie.

Worin besteht der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Fibromyalgie?

Eine primäre Fibromyalgie tritt akut auf, ohne andere Anzeichen von Krankheit. Die sekundäre Fibromyalgie dagegen kommt durch eine vorherige Grunderkrankung zustande.

Mögliche Auslöser:

  • Schwere rheumatische Erkrankungen,
  • Verletzungen und
  • Traumata
Foto: IgorVetushko/Depositphotos.com

Welche Risikofaktoren gibt es für Fibromyalgie?

Fachleute gehen davon aus, dass körperliche Überlastung, anhaltender Stress und Schlafmangel die Entstehung von Fibromyalgie begünstigen können.

Als weitere Risikofaktoren gelten:

  • Erkrankungen von Muskeln und Gelenken,
  • Überanstrengung am Arbeitsplatz oder beim Sport,
  • Verletzungen und Traumata an Gelenken, Bändern oder der Wirbelsäule,
  • erbliche Anfälligkeit für Bänder- oder Gelenksprobleme,
  • Depressionen,
  • Belastungen im familiären und beruflichen Umfeld

Oft geht sekundärer Fibromyalgie eine schwere Verletzung voraus. Dies betrifft insbesondere Sportler und Menschen, die schwere körperliche Arbeit verrichten. Verletzungen an Sprung- und Kniegelenken sowie Schädigungen der Halswirbelsäule, des Schlüsselbeins oder der Hand- und Arm-Gelenke können zur Entwicklung einer Fibromyalgie führen.

Was sind die Hauptsymptome der Fibromyalgie?

  • Chronische Schmerzen im ganzen Körper,
  • Ständige Müdigkeit und Erschöpfung,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • Schlafstörungen,
  • Kopfschmerzen und Migräne

Zusätzlich können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Auch eine morgendliche Steifheit von Gelenken und Bändern sowie das Gefühl von Schwellungen der Hände, Füße und des Gesichts kommen vor.

Weitere Symptome:

  • Reizmagen und Reizdarm,
  • Verspannungen im Oberkörper,
  • Erhöhte Kälte- und Lichtempfindlichkeit,
  • Vegetative Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Schwindel und Atemnot,
  • Häufige grippale Infekte,
  • Taubheitsgefühle und Restless Legs,
  • Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit,
  • vermehrtes Schwitzen,
  • Ohrgeräusche,
  • Mangel an Libido und Impotenz
  • Trockenheit und Reizung der Schleimhäute in Mund, Nase und Augen

Wie wird die Diagnose Fibromyalgie gestellt?

Die Diagnose ist eine Herausforderung. Viele Frauen durchlaufen eine lange Ärzte-Odyssee, bevor die Diagnose gestellt wird. Viele wenden sich zunächst an einen Allgemeinmediziner. Dann geht es weiter zu Chirurgen, Orthopäden, Rheumatologen, Psychiatern und Neurologen.

Teilweise werden Betroffene fälschlich als Hypochonder betrachtet. Oder ihre Beschwerden werden als psychosomatisch eingestuft. Fibromyalgie ist nicht sichtbar. Sie lässt sich weder durch Blutuntersuchungen noch bildgebende Verfahren nachweisen.

Die Diagnose wird nach dem Ausschlussverfahren gestellt. Das heißt, wenn alle anderen Krankheiten ausgeschlossen werden, bleibt nur die Fibromyalgie übrig.

Welche Krankheiten müssen ausgeschlossen werden?

Zu den Ausschlussdiagnosen gehören:

  • Rheuma und Gicht,
  • Organische Erkrankungen
  • Neuropsychologische Erkrankungen und
  • Psychische Störungen

Erst nach umfangreicher Differenzialdiagnose, die Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen und neuropsychologische Tests umfasst, kann die Diagnose von Fibromyalgie mehr oder weniger sicher gestellt werden. Die Diagnose wird zusätzlich durch die Untersuchung der sogenannten Tender Points gestützt. Von den 18 Druckpunkten, die bei Fibromyalgie bekannt sind, müssen mindestens elf deutlich schmerzempfindlich sein. Dies führt oft zu einem langen Prozess, in dem die Patienten keine klare Diagnose und angemessene medizinische Unterstützung erhalten.

Welche Kriterien müssen für die Diagnose erfüllt sein?

Die Beschwerden müssen mindestens drei Monate anhalten. Sie treten in Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenken auf. Die Körperbereiche wechseln. Begleitende Beschwerden sind Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme, Reizbarkeit und Antriebslosigkeit.

Welcher Arzt stellt die Diagnose?

Obwohl Fibromyalgie heute vielen Ärzten bekannt ist und theoretisch jeder Arzt in der Lage ist, die Symptome zuzuordnen, sollten Menschen, die bei sich eine Fibromyalgie vermuten, einen Rheumatologen aufsuchen. Andere Fachärzte werden aufgrund der Beschreibung der Symptome wahrscheinlich auch an Fibromyalgie denken, aber die Diagnose sollte nicht leichtfertig gestellt werden. Ein Rheumatologe ist der beste Ansprechpartner für die Ausschlussdiagnostik, da er alle erforderlichen Untersuchungen selbst durchführen kann, ohne den Patienten von Arzt zu Arzt zu schicken, wie es beispielsweise ein Allgemeinmediziner tun würde.

Welche Therapie gibt es bei Fibromyalgie?

Fibromyalgie ist nach dem aktuellen Wissensstand nicht heilbar. Dennoch kann der Verlauf der Krankheit positiv beeinflusst werden. Die Behandlung setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen.

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  • Medikamente: Klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol lindern die Schmerzen bei Fibromyalgie nicht. Starke Medikamente wie Tramal, Diclofenac und Opioide sowie starke Muskelrelaxanzien sind teilweise hilfreich. Allerdings ist das Suchtpotenzial nicht zu unterschätzen.
  • Sport- und Bewegungstherapie: Insbesondere Bewegungsübungen, leichtes Herz-Kreislauf-Training und Massagen können sich vorteilhaft auf die Fibromyalgie auswirken. Ausdauersportarten können langfristig die Symptome mildern. Gut geeignet sind Nordic Walking, Wassergymnastik, Schwimmen, Radfahren und Wandern. Dehnübungen und Massagen können Schmerzen lindern. Zudem stellt Sport einen effektiven Ausgleich für Stress und psychische Belastungen dar.
  • Entspannungsübungen: Entspannungsübungen wie autogenes Training, Yoga, Meditation und progressive Muskelentspannung können ebenfalls dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern.
  • Alternative Therapieansätze: Wärme- und Kältetherapie in Saunen und Thermalbädern sind ebenfalls eine Möglichkeit, die Krankheit positiv zu beeinflussen.
  • Ernährungsumstellung bei Fibromyalgie: Vegane, vegetarische oder zumindest sehr fleischarme Kost können das Beschwerdebild bei Fibromyalgie verbessern. Rohkost und mehrfach ungesättigte Öle wie Leinöl können sich positiv auf das Schmerzerleben auswirken.
  • Psychotherapie: Die Lebenserwartung ist durch die Krankheit zwar nicht verkürzt. Aber die Schmerzen beeinflussen das Privat- und das Berufsleben. Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen, können Betroffenen Halt und Kraft geben.

Wie kann man Fibromyalgie vorbeugen?

Menschen mit einem besonders stressigen Alltag und solche, die sich körperlich überanstrengen, sind überdurchschnittlich oft von Fibromyalgie betroffen. Zu den Präventionsmöglichkeiten gehören genug Schlaf, Stressbewältigung durch Sport und Bewegung, regelmäßige Ruhepausen und eine ausgewogene Ernährung zur Stärkung des Immunsystems.

Wie du deiner Frau helfen kannst, wenn sie unter Fibromyalgie leidet

Es gibt einiges, was du tun kannst, wenn deine Partnerin unter dieser Krankheit leidet.

  1. Verständnis und Empathie: Zeig Verständnis für die Schmerzen und die Herausforderungen, die mit Fibromyalgie einhergehen. Empathie und Geduld sind in solchen Situationen besonders wichtig.
  2. Unterstützung im Alltag: Biete ihr praktische Hilfe an. Übernimmt Aufgaben im Haushalt. Fibromyalgie führt oft zu Erschöpfung. Durch deinen tatkräftigen Einsatz kannst du sie entlasten, sei es beim Kochen, bei der Betreuung der Enkelkinder oder im Garten.
  3. Begleitung zu Arztterminen: Begleite deine Partnerin zu ihren Arztbesuchen und unterstütze sie bei der Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal.
  4. Stressabbau: Stress kann die Symptome verschlimmern. Gemeinsame Entspannungsübungen, Meditationen oder Spaziergänge, aber auch sportliche Aktivitäten können hilfreich sein.
  5. Anpassung des Lebensstils: Hilf ihr, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu gehören Bewegung, eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie genügend Schlaf.

Zeig deiner Partnerin, dass du an ihrer Seite stehst. Das Einstehen füreinander, auch in Krisenzeiten, ist ein Zeichen dafür, dass euch in eurer Langzeitbeziehung nach wie vor tiefe Gefühle verbinden.

 

 

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