Fibromyalgie verstehen: Wie du deiner Partnerin helfen kannst

Fibromyalgie ist eine weitverbreitete, jedoch oft missverstandene und unterschätzte Erkrankung. Meistens betrifft die Diagnose Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Wenn Muskeln und Glieder dauerhaft schmerzen, führt das zu einer erheblichen seelischen Belastung. Wir wollen dich dabei unterstützen, deiner Partnerin zur Seite zu stehen, wenn sie unter dieser chronischen Schmerzerkrankung leidet. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige rund um das Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie.

Schmerzerkrankung Fibromyalgie: Was ist das?

Fibromyalgie verursacht diffuse Muskelschmerzen in den Körperregionen, wo Muskeln auf Bindegewebe treffen. Betroffene leiden oft unter Schmerzen in verschiedenen Gelenken, vor allem in den Knien, Füßen und Armen.

Die Krankheit kann mit innerer Unruhe und monatelangen Schmerzschüben einhergehen. Diese können akut auftreten und ebenso plötzlich schmerzfreien Episoden weichen. Faser-Muskel-Schmerzen, die in primäre und sekundäre Fibromyalgie unterteilt werden, entstehen in der Regel nicht durch Entzündungen, sondern durch eine gestörte Schmerzwahrnehmung beziehungsweise ein überaktives Schmerzgedächtnis im Gehirn.

Symptome der Erkankung: Wie erkenne ich Fibromyalgie?

Beim Fibromyalgie-Syndrom beginnen die Beschwerden meist schleichend. Betroffene klagen über unspezifische Schmerzen in den Armen und Beinen, die länger als drei Monate andauern. Weitere häufige Symptome einer Fibromyalgie sind allgemeine Erschöpfung, Leistungsabfall und Konzentrationsprobleme. Die Erkrankung ist erricht nach etwa acht Jahren ihren Höhepunkt und bleibt dann in ihrer Intensität konstant.

Wen betrifft die Erkrankung?

Die Erkrankung betrifft Frauen öfter als Männer. Aber die Krankheit kommt bei beiden Geschlechtern vor. Viele Betroffene durchlaufen eine lange Phase der ärztlichen Untersuchungen, bevor die Diagnose Fibromyalgie gestellt wird.

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Es gibt in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen mit gesicherter Diagnose. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer, da der Östrogenspiegel bei der Entstehung des Schmerzgedächtnisses eine Rolle zu spielen scheint. Die Fibromyalgie tritt bei Frauen häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erstmals auf. Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit mit den Wechseljahren.

Krankheitsbild Fibromyalgie: dasselbe wie Rheuma?

Es handelt sich bei Fibromyalgie nicht um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Sie wird zwar oft mit Rheuma verwechselt oder gleichgesetzt. Aber es gibt gravierende Unterschiede:

  • Rheumatische Erkrankungen gehen immer mit Entzündungen einher. Diese lassen sich durch Bluttests und bildgebende Verfahren nachweisen.
  • Bei der Fibromyalgie treten keine Entzündungen auf. Die Erkrankung ist weder im Blut noch im CT oder MRT sichtbar.
Foto: IgorVetushko/Depositphotos.com

Ursachen der Fibromyalgie: Woher kommt die Krankheit?

Die Ursachen von Fibromyalgie sind nicht zweifelsfrei geklärt. Einige Wissenschaftler halten die Faser-Muskel-Schmerzen für psychosomatisch. Sie vermuten seelischen Stress als Ursache. Das scheint naheliegend, da zahlreiche Fibromyalgie-Patientinnen zusätzlich an Depressionen und Ängsten leiden. Allerdings könnten Depressionen und Ängste ebenso eine Folge der Fibromyalgie sein. Chronische, intensive Schmerzen belasten. Was zuerst kommt, die Fibromyalgie oder die Depressionen, lässt sich noch nicht eindeutig sagen.

Weitere Ansätze zur Ursachenforschung:

  • Bei vielen Menschen mit Fibromyalgie wurde ein veränderter Serotoninspiegel festgestellt. Zu wenig Serotonin kann zur Entstehung von Depressionen beitragen. Außerdem sinkt die Schmerztoleranz.
  • Möglicherweise ist das zentrale Nervensystem nicht fähig, das Schmerzempfinden zu regulieren.
  • Auch hormonelle Schwankungen und genetische Veranlagungen werden als Ursache der Fibromyalgie diskutiert.
  • Neuere Studien zeigen, dass Fibromyalgie-Patientinnen einen niedrign Cortisol-Spiegel im Urin aufweisen. Die Nebennieren produzieren somit zu wenig Hydrocortison. Das ist ein körpereigenes entzündungshemmendes Hormon. Eventuell ist auch der Cortisol-Mangel eine Ursache der Fibromyalgie.

Worin besteht der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Fibromyalgie?

Die primäre Variante tritt akut auf, ohne andere Anzeichen von Krankheit. Die sekundäre dagegen kommt durch eine vorherige Grunderkrankung zustande. Verletzungen an Sprung- und Kniegelenken, Schäden an Muskeln, an der Halswirbelsäule, am Schlüsselbein oder an Hand- und Armgelenken können zur Entwicklung einer Fibromyalgie führen.

Welche Risikofaktoren gibt es für das Fibromyalgiesyndrom?

Fachleute gehen davon aus, dass körperliche Überlastung am Arbeitsplatz oder beim Sport, anhaltender Stress und Schlafmangel die Entstehung von Fibromyalgie begünstigen können. Als weitere Risikofaktoren gelten Verletzungen an Genken, Bändern oder an der Wirbelsäule sowie eine erblich bedingte Anfälligkeit für Bänder- oder Gelenksprobleme. Auch Depressionen und seelische Belastungen können daran einen Anteil haben.

Fibromyalgie-Syndrom: Typische Symptome der chronischen Erkrankung

  • Chronische Schmerzen im ganzen Körper,
  • Ständige Müdigkeit und Erschöpfung,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • Schlafstörungen,
  • Kopfschmerzen und Migräne

Zusätzlich können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Auch eine morgendliche Steifheit sowie das Gefühl von Schwellungen der Hände, Füße und des Gesichts kommen vor.

Weitere Symptome:

  • Reizmagen und Reizdarm,
  • Verspannungen im Oberkörper,
  • Erhöhte Kälte- und Lichtempfindlichkeit,
  • Vegetative Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Schwindel und Atemnot,
  • Häufige grippale Infekte,
  • Taubheitsgefühle und Restless Legs,
  • Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit,
  • vermehrtes Schwitzen,
  • Ohrgeräusche,
  • Mangel an Libido und Impotenz
  • Trockenheit und Reizung der Schleimhäute in Mund, Nase und Augen

Fibromyalgie-Symptome (FMS): Wie sieht die Diagnostik aus?

Die Diagnose ist eine Herausforderung. Viele Frauen durchlaufen eine lange Ärzte-Odyssee, bevor die Diagnose gestellt wird. Viele wenden sich zunächst an einen Allgemeinmediziner. Dann geht es weiter zu Chirurgen, Orthopäden, Rheumatologen, Psychiatern und Neurologen.

Teilweise werden Betroffene fälschlich als Hypochonder betrachtet. Oder ihre Beschwerden werden als psychosomatisch eingestuft. Fibromyalgie ist nicht sichtbar. Sie lässt sich weder durch Blutuntersuchungen noch bildgebende Verfahren nachweisen.

Die Diagnose wird nach dem Ausschlussverfahren gestellt. Das heißt, wenn alle anderen Krankheiten ausgeschlossen werden, bleibt nur die Fibromyalgie übrig.

Welche Krankheiten müssen ausgeschlossen werden?

Zu den Ausschlussdiagnosen gehören:

  • Rheuma und Gicht,
  • Organische Erkrankungen
  • Neuropsychologische Erkrankungen und
  • Psychische Störungen

Bei Verdacht auf ein Fibromyalgie-Syndrom wird eine umfangreiche Differenzialdiagnose gemacht. Diese umfasst Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen und neuropsychologische Tests. Das Hauptsymptom bei Fibromyalgie sind Schmerzen. Diese sind von unterschiedlicher Intensität. Sie treten an unterschiedlichen Stellen auf. Schmerzen auf beiden Körperseiten sind ein Indikator Die Diagnose wird zusätzlich durch die Untersuchung der sogenannten “Tender Points” gestützt: Von den 18 Druckpunkten, die bei Fibromyalgie bekannt sind, müssen mindestens elf deutlich schmerzempfindlich sein.

Welche Kriterien müssen für die Diagnose erfüllt sein?

Die Beschwerden müssen mindestens drei Monate anhalten. Sie treten in Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenken auf. Die Körperbereiche wechseln. Begleitende Beschwerden sind Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme, Reizbarkeit und Antriebslosigkeit.

Welcher Arzt stellt die Diagnose?

Obwohl Fibromyalgie heute vielen Ärzten bekannt ist und theoretisch jeder Arzt in der Lage ist, die Symptome zuzuordnen, sollten Menschen, die bei sich eine Fibromyalgie vermuten, einen Rheumatologen aufsuchen. Andere Fachärzte werden aufgrund der Beschreibung der Symptome wahrscheinlich auch an Fibromyalgie denken, aber die Diagnose sollte nicht leichtfertig gestellt werden. Ein Rheumatologe ist der beste Ansprechpartner für die Ausschlussdiagnostik, da er alle erforderlichen Untersuchungen selbst durchführen kann, ohne den Patienten von Arzt zu Arzt zu schicken, wie es beispielsweise ein Allgemeinmediziner tun würde.

Behandlung von Fibromyalgie: Schmerzen lindern als Teil der Therapie

Fibromyalgie ist nach dem aktuellen Wissensstand unheilbar. Dennoch kann der Verlauf der Fibromyalgie positiv beeinflusst werden. Die Behandlung setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen.

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  • Medikamente: Klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol lindern anhaltende Schmerzen nicht. Starke Medikamente wie Tramal, Diclofenac und Opioide sowie starke Muskelrelaxanzien sind teilweise hilfreich. Allerdings ist das Suchtpotenzial nicht zu unterschätzen. Auch Antidepressiva können verschrieben werden.
  • Sport- und Bewegungstherapie: Bewegungsübungen, leichtes Herz-Kreislauf-Training und Massagen wirken sich in vielen Fällen vorteilhaft auf die Beschwerden aus. Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Wassergymnastik, Schwimmen, Radfahren und Wandern sind gut geeignet, um die Symptome zu lindern. Zudem stellt Ausdauertraining einen effektiven Ausgleich für Stress und psychische Belastungen dar.
  • Entspannungsübungen: Entspannungsübungen wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung, Yoga und Meditation empfinden Betroffene ebenfalls als hilfreich. Fachleute raten bei einem hohen Leidensdruck zusätzlich zu einer Psychotherapie beziehungsweise zu einer kognitiven Verhaltenstherapie.
  • Alternative Therapieansätze: Wärme- und Kältetherapie in Saunen und Thermalbädern sind ebenfalls eine Möglichkeit, die Krankheit positiv zu beeinflussen.
  • Ernährungsumstellung bei Fibromyalgie: Vegane, vegetarische oder zumindest sehr fleischarme Kost können das Beschwerdebild bei Fibromyalgie verbessern. Rohkost und mehrfach ungesättigte Öle wie Leinöl können sich positiv auf das Schmerzerleben auswirken.
  • Psychotherapie: Die Lebenserwartung ist durch die Krankheit zwar nicht verkürzt. Aber die Schmerzen beeinflussen das Privat- und das Berufsleben. Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen, können Betroffenen Halt und Kraft geben.

Wie kann man Fibromyalgie vorbeugen?

Als Risikofaktoren für die Entwicklung eines Fibromyalgie-Syndroms gelten dauerhafter Stress und körperliche Überanstrengung.  Zu den Präventionsmöglichkeiten gehören genug Schlaf, Stressbewältigung durch Sport und Bewegung, regelmäßige Ruhepausen und eine ausgewogene Ernährung zur Stärkung des Immunsystems.

Nicht heilbar: Wie du deiner Frau trotzdem helfen kannst

Leben mit Fibromyalgie bedeutet ständige Schmerzen in verschiedenen Körperregionen aushalten zu müssen. Seelische Beschwerden können Ursache und Folgen sein. Für viele Patienten mit Fibromyalgie verändert sich durch das Leiden das gesamte Leben. Sie braucht dich jetzt vermutlich ganz besonders. Es gibt einiges, was du für deine Partnerin tun kannst.

  • Verständnis und Empathie: Über Monate bestehende Schmerzen sind kein Pappenstil. Zeig Verständnis für die Beschwerden und die Herausforderungen, mit denen die Frau an deiner Seite zu kämpfen hat. Empathie und Geduld sind in solchen Situationen besonders wichtig.
  • Unterstützung im Alltag: Biete ihr praktische Hilfe an. Übernimmt Aufgaben im Haushalt. Fibromyalgie führt oft zu Erschöpfung. Durch deinen tatkräftigen Einsatz kannst du sie entlasten, sei es beim Kochen, bei der Betreuung der Enkelkinder oder im Garten.
  • Begleitung zu Arztterminen: Begleite deine Partnerin zu ihren Arztbesuchen.
  • Stressabbau: Stress kann die Symptome verschlimmern. Wenn bei deiner Lebensgefährtin eine Fibromyalgie vorliegt, kann eine stabile, ruhige Beziehung ihr Halt und Sicherheit geben. Gemeinsame Entspannungsübungen, Meditationen oder Spaziergänge, aber auch sportliche Aktivitäten schweißen euch zusammen und helfen, die Schhmerzen in verschiedenen Körperregionen in Schach zu halten.
  • Anpassung des Lebensstils: Hilf ihr, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu gehören Bewegung, eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie genügend Schlaf.

Zeig deiner Partnerin, dass du an ihrer Seite stehst. Das Einstehen füreinander, auch in Krisenzeiten, ist ein Zeichen dafür, dass euch in eurer Langzeitbeziehung nach wie vor tiefe Gefühle verbinden. Du kannst sie auch zum Austausch mit anderen Betroffenen ermutigen.

 

 

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