Streitkultur verbessern: Wie Männer über 50 den “Ersten Reiter der Apokalypse” in Beziehungen zähmen

Dr. John Gottman, ein Meister der Beziehungswissenschaft, hat vier toxische Verhaltensmuster entschlüsselt, die in Partnerschaften wie heimliche Diebe des Glücks und der Zufriedenheit wirken. Sie lauern im Schatten und sabotieren die Harmonie in Beziehungen. Gottman nannte diese heimtückischen Muster anschaulich „Die Vier Reiter der Apokalypse“: Kritik, Abwehr, Verachtung und das völlige Aufgeben jeglicher Kommunikation („Mauern“). In diesem Blogartikel verraten wir dir, wie du den ersten Reiter zähmen kannst.

Dr. John Gottman, ein Meister der Beziehungswissenschaft, hat vier toxische Verhaltensmuster entschlüsselt, die in Partnerschaften wie heimliche Diebe des Glücks und der Zufriedenheit wirken. Sie lauern im Schatten und sabotieren die Harmonie in Beziehungen. Gottman nannte diese heimtückischen Muster anschaulich „Die Vier Reiter der Apokalypse“: Kritik, Abwehr, Verachtung und das völlige Aufgeben jeglicher Kommunikation („Mauern“). In diesem Blogartikel verraten wir dir, wie du den ersten Reiter zähmen kannst.

„Der erste Reiter der Apokalypse“: Kritik

Die Kritik, oft der erste ungebetene Gast in der Beziehungswelt, stößt die Tür auf und betritt die Bühne. Wenn du deiner Partnerin einen Fehltritt aufzeigen willst, kann es schnell passieren, dass du ihr Verhalten und ihre Fehler ins Rampenlicht rückst. Ein solcher Ansatz legt den Grundton für den gesamten Dialog und kann das friedliche Miteinander in eine Schlacht verwandeln. Laut Gottman bestimmt der Anfang eines Gesprächs in etwa 96% der Fälle dessen Ausgang. Das heißt, wenn du eine Unterhaltung mit Kritik einleitest, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Begegnung auf einem Minenfeld endet und du dich hinterher wie durch den Wolf gedreht fühlst. Wenn du jedoch die ersten Minuten eines Gesprächs auf einer wohlwollenden, positiven Note einleitest, steht die Ampel auf Grün für einen konstruktiven und zielführenden Austausch mit deiner Frau.

Darum ist es von zentraler Bedeutung, deine Anliegen und Bedenken auf eine sanfte, nicht kritische Weise zu äußern. Viele Männer merken nicht, wie kritisch und abwertend sie sich gegenüber ihrer Partnerin verhalten. Daher besteht der erste Schritt darin, Kritik in deiner Beziehung wahrzunehmen. Hier sind einige Beispiele, wie sich dieser „Apokalyptische Reiter“ in deiner Beziehung einnisten kann:

Generalisierende Aussagen vermeiden

Kritische Menschen tendieren dazu, ihre Anliegen mit Worten zu dramatisieren, die eigentlich für Shakespeare-Dramen reserviert bleiben sollten. Dazu gehören „immer“, „nie“, „ständig“ oder „die ganze Zeit“. Sie tun das, um ihren Standpunkt zu untermauern und ihre Frustration oder ihren Ärger kundzutun.

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Stell dir vor, du kommst nach Hause und findest zum dritten Tag in Folge Chaos pur in der Küche vor. Verärgert fährst du deine Ehefrau an: „Nach dem Kochen machst du nie sauber! Ständig lässt du das dreckige Geschirr stehen. Du bist so schlampig!“

Du willst eigentlich nur deinen Unmut über die nicht erledigte Hausarbeit auszudrücken. Deine Partnerin hört allerdings nur Vorwürfe gegen ihre eigene Person. Das führt das dazu, dass sie zur Verteidigung übergeht und Gegenbeispiele bringt: „Das stimmt überhaupt nicht, letzte Woche Mittwoch habe ich gleich nach dem Kochen alles abgewaschen!“ Eine solche Reaktion kann bei dir das Gefühl hinterlassen, dass sie dich überhaupt nicht versteht – und das erhöht deine Frustration.

Falsch geäußerte Kritik bringt dich bei einer Auseinandersetzung nicht weiter. Foto: PeopleImages.com/depositphotos.com

Keine Warum-Fragen stellen

Wenn du deine Frau fragst: „Warum hast du nach dem Kochen nicht abgewaschen?“, scheint dies auf den ersten Blick harmlos zu sein. Du könntest schlichtweg neugierig sein, warum das benutze Kochgeschirr, Teller, Tassen und Besteck noch nicht sauber ist.

Allerdings macht zum einen der Ton die Musik. Zum anderen könnte deine Partnerin eine Warum-Frage so interpretieren, dass du ihr die Schuld zuschiebst, weil sie die Küche noch nicht wieder auf Vordermann gebracht hat.

Diese Gefahr ist insbesondere hoch, wenn zwischen euch eine negative, angespannte Stimmung herrscht. Daher ist es ratsam, „Warum“-Fragen zu vermeiden.

Spaß auf Kosten der „Schwächen“ deiner Partnerin

Ein Witz hier, eine kleine Spitze da – Scherze über Eigenheiten deiner Partnerin, die dir nicht passen oder die du gerne anders hättest, scheinen zunächst harmlos, fast spielerisch zu sein. Doch oft verbirgt sich in witzigen Sprüchen und Anmerkungen eine versteckte Kritik.

Manche Menschen drücken auf diesem indirekten Weg ihre Unzufriedenheit aus, ohne das Problem direkt anzusprechen. Selbst wenn dein Scherz tatsächlich nicht böse oder kritisch gemeint war, könnte deine Partnerin deine Worte als Kritik auffassen.

Sie wird sich bloßgestellt fühlen, wenn du sie vor anderen zum Gespött machst. Lass das also sein.

„Sollte“-Aussagen unterlassen

Verwendest du gegenüber deiner Partnerin Sätze, die mit „Du solltest…“ anfangen, fühlt sie sich möglicherweise beurteilt und beschämt. Wenn du sagst: „Du hättest wissen müssen, dass ich eine aufgeräumt Küche vorfinden will“ oder „Du solltest die Spülmaschine nicht vollstopfen“, signalisiert das, dass du glaubst, alles besser zu wissen. Deine Frau wird sich bevormundet fühlen.

Nicht hinter ihr her gehen und ihre Arbeit „verbessern“

Nehmen wir an, du und deine Frau habt unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Spülmaschine beladen werden sollte und du bist überzeugt davon, dass deine Methode die effizienteste ist. Wenn du also eingreifst und die Standorte von Tellern, Gläsern und Besteck „verbesserst“, nachdem sie diese in die Spülmaschine einsortiert hat, wird sie dieses Verhalten als Kritik aufnehmen.

Es ist, als würdest du nonverbal mitteilen, dass sie einen Fehler gemacht hat und dein Weg der einzig richtige ist. Besonders wenn du dabei sichtbar genervt oder gereizt wirkst, verstärkt sich bei deiner Partnerin dieser Eindruck.

Wut und Verärgerung nicht die Oberhand gewinnen lassen

Solltest du ein Anliegen vorbringen, während du von Ärger und Wut erfüllt bist, wird deine Partnerin deine Worte als Kritik wahrnehmen, ganz egal, wie du deine Wünsche und Gedanken verpackst. Dein Tonfall wird die Kritik vermitteln. Daher ist es wichtig, dich zu beruhigen und auf deine inneren Gefühle und Bedürfnisse einzugehen, bevor du das Gespräch suchst.

Wut und Verärgerung nicht die Oberhand gewinnen lassen. Foto: Mikos/depositphotos.com

Das Heilmittel für Kritik

Durch Kritik können wir unserem Ärger und unserer Frustration Luft machen. Aber genau da liegt der Haken: Eine Beziehung kann nicht auf Abwehrhaltung gedeihen. Du musst bereit sein, dich in deiner Beziehung zu öffnen und dich verletzlich zu zeigen.

Versuche, dich nicht auf das zu konzentrieren, was du an deiner Partnerin auszusetzen hast, sondern auf das, was in dir vorgeht – auf deine Gefühle und Bedürfnisse. Wenn du diese innere Arbeit nicht leistest, wird deine Frau Schwierigkeiten haben, dich wirklich zu verstehen, und deine Bedürfnisse könnten auf der Strecke bleiben.

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Konstruktiver streiten

Um dein eigenes Verhalten zu verändern, kann es hilfreich sein, Gottmans Geheimwaffe gegen Kritik anzuwenden: den „sanften Start“ in ein Gespräch über Dinge, die dir nicht gefallen.

Dieser besteht aus drei Schritten, bei denen du deine Gefühle, das Thema und deine Bedürfnisse in Ich-Botschaften verpackst und diese ohne Vorwürfe formulierst:

  • Ich fühle mich…
  • in Bezug auf…
  • Ich brauche…

Jeder Kritikpunkt und alles, was dich stört, birgt einen Wunsch oder ein Bedürfnis in sich. Wenn du herausfinden kannst, was das ist, kannst du es auf eine Weise mit deiner Partnerin teilen, die sie besser verstehen kann und die sie nicht als Angriff auffasst. Das gibt dir die besten Chancen, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden – und dass eure Beziehung darunter nicht leidet.

 

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